Nein zu Hindenburg heißt Demokratie leben

In seinem „politischen Testament“ bezeichnete Hindenburg die erste deutsche Demokratie als Übergangslösung:

„(Mir war) bewußt, daß das Staatsgrundgesetz und die Regierungsform, welche die Nation sich in der Stunde größter Not und innerer Schwäche gegeben, nicht den wahren Bedürfnissen unseres Volkes entspreche. Die Stunde mußte reifen, wo diese Erkenntnis Allgemeingut wurde.“

1933 war der Übergang geschafft:

„Mein Kanzler Adolf Hitler und seine Bewegung haben zu dem großen Ziele, das deutsche Volk über alle Standes- und Klassenunterschiede zur inneren Einheit zusammenzufassen, einen entscheidenden Schritt von historischer Tragweite getan.“

Damit steht Hindenburg für das genaue Gegenteil der damaligen und unserer heutigen demokratischen Werte, er steht für völkischen Nationalismus, für Militarismus und Kriegstreiberei. Und er steht dafür, Hitler aus eigener und tiefer Überzeugung zum Kanzler ernannt und dadurch wie kein anderer das NS-Verbrecherregime ermöglicht zu haben. Er wusste, dass er mit Hitler eine Diktatur errichtet hatte:

„Jetzt ist für alle Mal Schluss mit der Wählerei.“

Wer heute für den Namen Hindenburgplatz stimmt, würdigt damit einen Mann, der den Deutschen genau dieses Wahlrecht genommen hat.

Erinnerungskultur darf nicht bedeuten, wider besseres Wissen an Fehlern der Vergangenheit festzuhalten. Geschichte ernst nehmen heißt Konsequenzen ziehen.

Am 16.09. mit NEIN zu stimmen, bewahrt Münster nicht nur vor einer riesigen Blamage. Eine Rückbenennung würde auch die Stadtgesellschaft dauerhaft spalten, weil sich ein großer Teil der Münsteraner mit dem Namen „Hindenburgplatz“, der seit 65 Jahren umstritten ist, nicht identifizieren kann.

Mit dem neutralen Namen „Schlossplatz“ können alle leben und die Debatte dauerhaft beenden. Mit einem neuen Hindenburgplatz im Jahre 2012 aber kann und darf sich eine moderne Bürgergesellschaft nicht abfinden.

Wir alle entscheiden heute nicht über die Arbeit des Rates, der sich strikt an die Regeln der repräsentativen Demokratie hielt und die Bürger in den Prozess eingebunden hat wie nie zuvor. Wir entscheiden auch nicht über andere Namen, sondern einzig und allein über den von Münsters größtem Platz. Es gilt, eine zukunftsfähige Entscheidung zu treffen, mit der alle leben können, damit Münster seinem Anspruch als Stadt des Westfälischen Friedens gerecht werden kann.

Seine Stimme bei einem Bürgerentscheid abzugeben, bedeutet gelebte Demokratie - entwerten Sie Ihr demokratisches Recht nicht mit dem Namen Hindenburgs. Münster hat lange genug gestritten. Deshalb bitten wir Sie, heute mit NEIN zu stimmen und gemeinsam mit uns zu sagen: Jetzt ist Schloss!

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